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Freitag, 25. Februar 2011

Entwicklung eines Postgraduierten Masterstudienganges Religionspädagogik

Ausgehend von sich verändernden Bedarfen hat die Leitung des Studiengangs Religionspädagogik in Zusammenarbeit mit der Kirchenverwaltung der EKHN, dem Pädagogisch- Theologischen Institut Kassel und dem Religionspädagogischen Institut der EKHN das Projekt eines Masterstudiengangs Religionspädagogik mit dem Beginn im Wintersemester 2011/12 erarbeitet. Diese Entwicklungsarbeit zeigt eine Konkretion der Zukunftsaufgabe für Bildung und Hochschulbildung: lebenslanges Lernen entlang der sich verändernden Bedingungen beruflicher Praxis zu bieten.

http://www.rpi-ekhn.de/cms/index.php?id=753

Samstag, 5. Februar 2011

Newsletter 117 / Februar 2011 erschienen

INHALT

1. Ein alter Film
2. Empfehlungsliste Konfirmandenarbeit
3. Christine Weg-Engelschalk neue Studienleiterin in Gießen
4. Einladung zum KonFi-Tag beim DEKT 2011
5. Die besondere Veranstaltung: Karma und das Tun-Ergehens-Gesetz
6. Aus dem Institut
7. Veranstaltungen
8. Neue Materialien
9. Arbeit mit Konfis
10. Fundsachen im Web
11. Mauer 2011
12. Praxisideen Religion: Gott und die Welt
13. Rezensionen
14. Humor und Absurdes




1. Ein alter Film
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Nach langen Jahren der Suche habe ich endlich den Film "Der Aufstand" als VHS Cassette in einem Filmantiquariat gefunden. Der Film von Peter Lilienthal (Kamera: Michael Ballhaus) basiert auf einem Roman von Antonio Skarmeta, der auch das großartige Buch "Mit brennender Geduld" über Pablo Neruda geschrieben hat. Die Erzählung von Skarmeta wiederum basiert auf den Erzählungen der Einwohner von León in Nicaragua über die letzten Jahre des Befreiungskrieges gegen die Somozadiktatur. Ein Teil der Schauspiel sind Laienschauspieler und spielen ihre eigene Geschichte. Während der Dreharbeiten gab es allabendliche Gesprächsrunden mit Einwohnern, Schauspielern und Filmemachern vor Ort an den Originalschauplätzen. Besonders ging es immer wieder um die Frage nach dem Verhältnis der tatsächliche Geschichte und der im Film erzählten Geschichte. Ich habe Anfang der 80er Jahre die nicaraguanische Uraufführung des Filmes in Nicaragua im Cine Gonzalez in León, direkt an der Plaza Central miterleben dürfen. Peter Lilienthal war mit dabei und es ergab sich nach dem Film eine lebhafte Diskussion mit den Menschen aus León. Der Film zeigte ihre Geschichte und diese war gerade mal fünf Jahre alt. Dieser biographische Anker machte den Film so interessant für mich und besonders eindrücklich im Gedächtnis blieb mir die Erzählung, wie die Bevölkerung die Kaserne der Nationalgarde stürmte. Man benutzte einen Löschwagen der Feuerwehr, füllte den Wassertank mit Benzin und parkte den Löschzug mehrere Blocks von der Kaserne entfernt. Die Häuser im Leoner Stadtkern sind alte Kolonialhäuser, sie stehen direkt aneinandergebaut. Von der Straße her sieht man nur eine zusammenhängende Fassade, innen drin sind es Innenhöfe. Die Menschen aus León brachen nun Löcher in die Mauern ihrer Häuser und verbanden diese - von der Straßenseite her unsichtbar- miteinander. Ich selbst habe mehrere Jahre noch in einem Haus gelebt, mit einem Loch in der Wand, Zeuge jener Ereignisse. Durch die Häuser und Höfe, miteinander verbunden - wurden nun die Schläuche geführt, bis sie in dem Haus gegenüber der Kaserne hervorkamen. Statt "Wasser marsch!" wurde auf das Gebäude der Kaserne aus vollen Rohren Benzin gespritzt. Dieses wurde angezündet, die Nationalgarde hatte keine Chance. Solche kleinen (authentische) Geschichten erzählt der Film. Die Nicaraguaner sind bis auf den heutigen Tag stolz auf ihren Erfindungsreichtum im Widerstand gegenüber einer hochgerüsteten und militärisch weit überlegenen Armee. Zu Recht. Als ich nun den Film wiedersah, waren es überraschenderweise gar nicht diese kleinen Erzählungen des Widerstandes, die meine Aufmerksamkeit auf sich zogen und auf die ich mich gefreut hatte, sie wiederzusehen. Es waren die Lebensgeschichten, die Lilienthal und Skarmeta in dem Film erzählten, die mich faszinierten und zum Nachdenken brachten: Agustin, ein Jugendlicher ist Mitglied der Nationalgarde und ernährt damit seine Familie, die sich aber dem sandinistischen Widerstand zugerechnet hat. Der Vater ist arbeitslos. Das Regime investiert in Agustin und bildet ihn aus. Sein Vater will, das er desertiert, wohlwissend, dass damit die Wut des Regimes ihn, seine Familie und die Nachbarschaft treffen wird und zwar auf brutalste Art und Weise. Agustin argumentiert dagegen: Er hat ja noch nie getötet; er ist Fernmeldetechniker, nicht Soldat; er ist in der Guardia, um seine Familie zu finanzieren; in einem Jahr soll er in die USA geschickt werden zum Studium. Die Vorteile, die er hat, sind enorm und in der Tat, hat er selbst "keine Schuld auf sich geladen". Er hat nicht gemordet, war an keiner der brutalen Aktionen aktiv beteiligt, nur als Zuschauer und als Fahrer, als Techniker. Der Film erzählt, dass er desertiert, sich dem Widerstand anschließt und am Ende stirbt. Dann denke ich an Ägypten heute, die Demontrationen gegen Mubarak. Gestern war es "ruhig",so die Nachrichten. Vorgestern gab es Tote. Wieviel wert sind uns eigentlich unsere Überzeugungen? Und auf diese Frage fokussiert: Was bringen wir unseren Kindern bei, unseren eigenen Kindern zuhause und den Kindern und Jugendlcihen, die uns in Schule und Gemeinde begegenen im Unterricht, in der KA, in der Jugendarbeit? In der Konfi-Studie haben uns die Jugendlichen attestiert, dass unsere Inhalte wenig mit ihren Lebensvollzügen zu tun hat. Bislang haben wir - wenn wir über dieses Ergebnis nachgedacht haben - gefragt, ob unsere Inhalte in der Konfiarbeit geändert werden müssen, näher an die Alltagswirklichkeiten der Jugendlichen. Vielleicht sind es aber gar nicht die falschen Inhalte. Vielleicht sind die Lebensinhalte, die wir als wichtig proklamieren auch in unserem Leben, zu wenig in ihrem Konsequenzen spürbar. Was kommt bei den Jugendlichen an? Was macht es aus, Christ zu sein? Wieviel wert sind uns unsere Überzeugungen?

Es grüßt sie - nachdenklich
Uwe Martini, Direktor des RPI

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