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Donnerstag, 13. Oktober 2011

Newsletter Oktober erschienen!

1. Muss nur noch schnell die Welt retten...
2. Programm Flyer
3. Fundsachen im Web
4. Weihnachten
5. Kirche macht Musik...Musik macht Kirche.
6. KU-Praxis: "...weil ich getauft bin"
7. Neue Materialien
8. Buchempfehlung: Neuland betreten!
9. Konfis und Konfirmation
10. Was glaubst Du denn? HR 2 Kultur
11. 99 Ideen zur Nutzung des Computers im Unterricht
12. Die besondere Webseite: Digital Dead Sea Scrolls
13. Besondere Veranstaltungen
14. Videoclips
15. Nachrichten aus dem Bibelhaus
16. Geheimsache Igel
17. Materialien aus dem RPI Loccum
18. Humor und Absurdes

Muss nur noch schnell die Welt retten...
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

"Muss nur noch kurz die Welt retten,
danach flieg ich zu dir.
Noch 148 Mails checken.
Wer weiß was mir dann noch passiert, denn es passiert so viel.
Muss nur noch kurz die Welt retten und gleich danach bin ich wieder bei dir."
Kennen Sie das Lied? Es stammt von Tim Bendzko, einem Newcomer, ein sympathischer Junge-von-Nebenan-Struwwelkopf-Kumpel-Typ. Bendzko hat gerade Stefan Raab's "Bundesvision Song Contest" gewonnen. Also megaerfolgreich.   "Muss nur noch kurz die Welt retten.."  Ein Songtext, der hängebleibt.  "Ich muss nur noch schnell..."  Kennen Sie diese Worte. Von sich oder anderen. Muss nur noch mal schnell, telefonieren, einkaufen, was gucken, das hier fertigmachen, zur Tanke, ins Büro, was ausprobieren, mit xy was klären, ... Eigentlich möchte ich was anderes tun, aber ich muss nur noch mal schnell. Vertrackt dabei ist das Wörtchen "muss". Wer ist es, der mich dazu zwingt?  Denn eigentlich will ich ja etwas anderes. TIm Bendzko will eigentlich bei seiner Freundin oder seinem Freund sein. Eigentlich ist die Beziehung wichtiger, aber er muss noch kurz...   Und aus dem was "kurz" noch gemacht werden soll, wird oft etwas, dass dann viel länger dauert. Und das Eigentliche bleibt auf der Strecke.

Das ist das Eine, was mir bei dem Lied von Bendzko einfällt. Aber da ist noch mehr. Das Lied ist so leicht, so unbeschwert. Vielleicht liegt es an der Spannung von dem "was er noch kurz mal tun muss" und der Schwere, die er sich vornimmt, nämlich "die Welt zu retten". Und schwere Probleme haben wir zur Zeit nun wirklich genug. Angefangen von der nicht endenden Bankenkrise und dem drohenden Shutdown der Weltwirtschaft, den drohenden Kollapsen von Euro Wirtschaften und die japanische Reaktorkatastrophe ist zwar aus den Nachrichten, aber nicht aus der Welt.   Und möglicherweise gibt es ja auch im persönlichen Leben "schwere Probleme", die nicht einfach zu lösen sind. Und da ist es ermutigend, wenn so ein junger Kerl daher kommt und sagt: Das muss ich noch mal schnell machen, dann ist der dunkle Schatten aber auch weg und das Leben hat wieder den Raum, den es braucht.  Insofern ist dieses Lied auch eine Botschaft, die sich der Resignation verweigert, die schweren Probleme nicht leugnet, aber leicht nimmt und lösen will.  Ganz ähnlich geht es mir  mit der Zeile mit den Mails: "noch 148 Mails checken".  Auf der einen Seite ein Aufstöhnen über die tatsächliche Flut von elektronischer Post, die auf meinen PC einströmt, die "gecheckt" werden will und mich abhält von anderen wichtigen Dingen, auf der anderen Seite das "na, und", schnell gecheckt und fertig und dann bin ich frei für anders.

Ist mit "mal die Welt retten" die Vorstufe zum Burnout gedacht, oder das Lebensgefühl der "Facebook-Generation", schnelllebig den Ort zu wechseln, Beziehungen zu virtualisieren.

Bendzko spitzt das Lied ironisch zu.  Am Ende sind es 148713 Mails und als Erklärung seiner Abwesenheit sagt er: "„Die Zeit läuft mir davon, zu warten wäre eine Schande für die ganze Weltbevölkerung. Ich muss jetzt los, sonst gibt’s die große Katastrophe, merkst du nicht, dass wir in Not sind."  Der Gedanke, dass ich ersetzbar bin und auch andere meine Arbeit machen können und dass die Arbeit auch bis morgen warten kann, ist nicht leicht auszuhalten.  Eine Bloggerin im Web zu dem Lied: " Wir sind alle wichtig, sicherlich, aber ab und zu sollten wir uns fragen: WARUM und vor allem WEM? Und dann Prioritäten setzen…"  

Im Video setzt Bendzko noch einen drauf, denn im Film ist er alles andere als damit beschäftigt, die Welt  zu retten, vielmehr fährt er mit einem Oldtimerschlitten ins Blaue, ans Meer, etc und genießt das Leben.  Also ist alles nur eine Ausrede, um sich vor Verantwortung zu drücken und Bindungen zu scheuen?

Hören Sie sich das Lied einmal an! Schauen Sie das Video!  Wie geht es Ihnen m it diesem Lied?

Ich möchte mir gerne die Leichtigkeit mitnehmen, trotz drohender Katastrophen und drängender Probleme, der Freude am Leben Raum zu geben.
Diese Leichtigkeit wünsche ich Ihnen für die Probleme in der Schule, in der Kirche. Lassen sie uns mal "kurz die Welt retten"!
Liebe Grüße,
Uwe Martini, Direktor des RPI